Fastnacht und Kirche
Die Geschichte von Fastnacht und Kirche
Die „Fastnacht“ ist schon ihrem Namen nach eng mit dem Christentum verbunden: Sie nimmt direkten Bezug auf die Zeit vor der sechswöchigen Fastenzeit, die in der Nacht vom Aschermittwoch beginnt und auf das Osterfest vorbereitet. Die umfangreiche Geschichte der Fastnacht und der Kirche geht in Deutschland bis weit ins Mittelalter zurück. Ein kurzer Rückblick im Schnelldurchgang:
Narrenfeste wurden im mittelalterlichen Europa vom 12. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts in Kirchen am Heiligedreikönigstag, dem 6. Januar gefeiert. Dabei tauschten Geistliche ihre Rollen in der Hierarchie, kirchliche Rituale wurden parodiert und ein Pseudopabst wurde gekürt. Die Bewohner von Städten nahmen erst über Prozessionen an diesem Treiben teil, später mehr und mehr auf eigene Initiative. Auch an den heutigen Karnevalstagen standen sogenannte Narren- und Eselsmessen an der Tagesordnung. In diesen Zeiten wurde oft und gerne dem Alkohol zugesprochen und handfeste Auseinandersetzungen waren nicht unüblich.
Die mittelalterliche Fastnacht wird auf die Lehren des Augustinus zurückgeführt. Sie steht für den „Staat des Teufels“ und wurde trotz ihrer oftmals ausartenden Form von der Kirche als lehrhaftes Beispiel geduldet. Die Fastnacht sollte zeigen, dass das „teuflische“ Treiben ebenso wie der Mensch selbst vergänglich ist und mit dem Ende der Fastnacht am Aschermittwoch Gott siegreich bleibt. Das erklärt, warum die Kirche Gotteslästerung während der Fastnacht duldete, jedoch jedes Weiterfeiern streng verfolgte.
In der Neuzeit wurde das vorösterliche Fasten durch die Reformation in Frage gestellt. So gerieten viele Bräuche in protestantischen Gegenden zum Teil wieder in Vergessenheit. Doch andernorts behielt die Fastnacht ungebrochen ihre Aktualität. So tanzten 1729 Nonnen „weltlich“ gekleidet in einem Kölner Kloster und begründeten damit vermutlich den Brauch der Weiberfastnacht. Doch die Fastnacht wurde in den Städten immer mehr durch die Handwerkszünfte übernommen und im frühen 19. Jahrhundert durch das Bürgertum, so wie es auch in Mainz der Fall war.
Bis heute ist die Fastnacht ein Sinnbild katholischer Mentalität geblieben – auch wenn die immer populärer werdende Fastnacht seit den 1990er Jahren auch in protestantische Gebiete vorgedrungen ist.