Rosenmontagszüge in Mainz
Die Rosenmontagszüge in Mainz
Der jährliche Höhepunkt der Mainzer Fastnacht ist der Rosenmontagszug: Der „närrische Lindwurm“ zog 2018 zuletzt mit 8.800 Menschen, 139 Zugnummern und einer Zuglänge von etwa 8,5 Kilometern durch die Innenstadt. Davon waren 7 Musikgruppen, 2124 Musiker, 107 Reiter, 3 Zugpferde, 161 Närrische Wagen, Motivwagen und Komitees, 113 Traktoren und Zugmaschinen (PKW/LKW) sowie 92 Fahnen- und Schwellkoppträger. Der Zug startete pünktlich um 11.11Uhr und wurde von weit über 500 000 Zuschauer begeistert empfangen.
Die Anfänge der Mainzer Fastnacht
Die Geschichte des Rosenmontagszugs geht reicht weit zurück: Bereits 1837 gab es mit dem sogenannten „Krähwinkler Landsturm“ den ersten Fastnachtszug in Mainz. Die Teilnehmer parodierten das Spießertum der Biedereierzeit sowie das Militär mit seinen Uniformen und Drill. Der Zug war ein großer Erfolg bei der Mainzer Bevölkerung. Das darauffolgende Jahr 1838 war daraufhin das Geburtsjahr des Mainzer Rosenmontagsumzuges: Engagierte Mainzer Bürger gründeten den Mainzer Carneval-Verein (MCV) und organisierten mit Genehmigung der Behörden den ersten Fastnachtsmontagszug. Mit 100 Kutschen, einer Inthronisierung des „Held Carneval“ sowie der Fahnenweihe und Rekrutenvereidigung der Mainzer Ranzengarde war dies die erste richtige Mainzer Fastnachtskampagne.
Bis 1933: Bewegte Zeiten
In den Jahrzehnten bis 1933 griff der Rosenmontagszug zunehmen politische Themen auf und geriet so immer wieder in den Fokus behördlicher Untersuchungen. Ein Verbot konnte jedoch immer wieder geschickt vermieden werden. Die politischen Verhältnisse ab 1848/49 sorgten jedoch für eine Zwangspause der Mainzer Fastnacht und der Rosenmontagsumzüge, welche bis 1855 vollständig ausfielen.
Ab 1856 erlebte die Mainzer Fastnacht eine Neubelegung und mit ihr der Rosenmontagszug. Doch schon 1864 musste er wegen den Deutsch-Dänischen und Preußisch-Österreichischen Kriegen sowie Geldmangel zwangsweise bis 1884 ausfallen. In den Jahren danach erlebte die Mainzer Fastnacht jedoch einen echten Boom und auch der Zug wurde größer, professioneller und gesellschaftlich breit akzeptiert. 1914 führte der Erste Weltkrieg und die französische Besetzung des Rheinlands und von Mainz erneut zu einer Pause. 1927 startete der Rosenmontag zur große Begeisterung der Mainzer wieder und wurde erstmals auch als Tourismusziel aktiv beworben.
Ab 1933: In nationalsozialistischer Hand
Die Gleichschaltungsgesetzte der Nationalsozialisten stellten nach dem Rosenmontagszug von 1933 auch die gesamte Mainzer Fastnacht zunehmend unter politische Kontrolle. Der Rosenmontagszug war als wirtschaftlicher Faktor wichtig und wurde weiter ausgebaut. Die Mottos und Motivwagen dieser Zeit wurden mehr und mehr mit nationalsozialistischen Themen besetzt. So klang 1934 das Motto „Es werd' weiter gesäubert“ nach einer deutlichen Drohung und auch antisemitische Motive wurden zunehmend aufgenommen. Nachdem 1938 mit 300.000 Besuchern der bis dahin größte Rosenmontagsumzug stattfand, folgte 1939 der vorerst letzte.
Nach dem zweiten Weltkrieg: Kontinuierlich erfolgreich
Der erste Rosenmontagszug nach dem Krieg startete 1950 und fand großen Zuspruch. In diesem Jahr wurde auch der Verkauf der Zugplakettchen eingeführt, mit dem die schwierige Finanzierung des Zugs durch den Einsatz der Mainzer gestemmt werden konnte. Die Nachkriegszeit brachte dem Zug eine jährliche Kontinuität – nur 1991 fiel er wegen Ausbruch des Zweiten Golfkrieg und 2016 aufgrund von Sturmwarnungen aus. 2001 fand schließlich der 100. Mainzer Rosenmontagszug statt. Mit weit über 500.000 Besuchern ist der Rosenmontagszug heute einer der drei größten Rosenmontagszüge in Deutschland.