Was sind die Fastnachtsfarben?
Rot-Weiß-Blau-Gelb sind die Mainzer Fastnachtsfarben und schon 1838 nachweisbar, damals auf der Narrenkappe allerdings farblich nicht so gereiht wie heute. Ein Jahr zuvor war man beim Krähwinkler Landsturm mit rot-gelb-blauen Hauben unterwegs. Und auch im ersten Rosenmontagszug 1838 dominierten rot, weiß, blau und gelb, allerdings in immer neuen Kompositionen und Zusammenstellungen. Selbst das Hauptquartier der Ranzengarde auf dem Gutenbergplatz war in blauen, weißen, roten und gelben Streifen angestrichen.
Wie es zur endgültigen Kombination der Mainzer Fastnachtsfarben kam, ist ebenso unklar wie Herkunft und Bedeutung der Farben, so dass die närrischen Poeten sie immer wieder neu interpretierten. So soll ein Büttenredner anno 1840 in Mainz seine Narrenkappe geschwenkt und dazu gereimt haben: „Dein Weiß ist die Reinheit unsrer Absicht; dein Gelb ist das Sonnengold unsrer Herzen; dein Roth ist die Feuerfarbe unserer Gedankenbilder, dein Blau ist der Azurhimmel unserer Freudigkeit."
1842 verglich ein Karnevalspoet in den „Mainzer Carnevalssignalen“ die Mainzer Narrenfarben mit den Fastnachtstagen. „Weiß ist der Sonntag, um im Festkleide rein und nett den Helden Carneval zu empfangen. Blau ist der Montag, blau wie der Himmel, blau wie Mädchenaugen, blau wie Vergißmeinnicht, ein Tag wie ein blaues Mährchen mit kindischem Glauben angehört. Roth ist der Dienstag, mit Liebe die Carnevalskinder, die Kinder der Lust und Freude noch einmal umfassend; freudenroth, daß er sie noch einmal erquicken kann; schamroth zugleich, daß so bald zu Ende ist sein Reich. Aber gelb ist der Aschermittwoch, ja gelb wie Häringssalat, gelb wie Kaffe, gelb wie Katzenjammer, gelb voll Aerger, Neid und Schulden, und grün und gelb wird`s allen vor den Augen“.
Eine poetisch-romantische Beschreibung mit hohem Unterhaltungswert war das damals, allerdings ohne jeden realen Bezug. Spätestens in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts aber waren die Mainzer Karnevalsfarben klar definiert, hüllten sich die neu gegründeten Klepperbuben 1856 in Papierkostüme aus Rot, Weiß, Blau und Gelb.
Gern erzählt wird in Mainz die Geschichte, die Fastnachtsfarben erinnerten an die französische Fahne, die Trikolore. Deren Farbkomposition Blau-Weiß-Rot hätten die Mainzer aus Verachtung über die französische Besetzung der Stadt farblich umgestellt und mit Gelb ergänzt. Für diese Geschichte gibt es allerdings keine Belege. Sie bleibt so eine der vielen Legenden, die den Mythos der Mainzer Fastnacht beleben.
Kulturgeschichtlich übrigens ist der Welt der Narren keine bestimmte Farbe eindeutig zugewiesen. In mittelalterlichen Gemälden begegnen uns die Fastnachter häufig in gelben, roten oder grünen Kostümen, die im Mi-Parti später auch miteinander kombiniert wurden und so wahrscheinlich die Buntheit unserer heutigen närrischen Welt bedingten.
Text: Günter Schenk