Die Schwellköpp - Markenzeichen der Mainzer Fastnacht
„Eulefons“, „Karlche“, „Bawett“ oder „Fleebutz“: man kennt sie wirklich landauf, landab. Wie kaum etwas anderes sind sie ein Symbol der Mainzer Straßenfassenacht – die Schwellköpp des Mainzer Carneval-Vereins (MCV) 1838 - getragen von den Mitgliedern des im Jahr 2002 gegründeten Schwellkopp-Träscher-Club.
Es war das Jahr 1927, als der Mainzer Unternehmer Ludwig Lipp den Grundstein für die Schwellköpp-Tradition legte. Mit seiner Firma für „Theater-Plastik und Papiermaché“ am Gartenfeldplatz arbeitete er nicht nur erfolgreich für zahlreiche Bühnen, er war der Mainzer Fassenacht auch ein wertvoller Ideengeber und Berater. Mit den überdimensionalen Gesichtern im Rosenmontagszug setzte sich der 1945 verstorbene Mainzer ein närrisches Denkmal. „Lipp wollte lustige Mainzer Typen charakterisieren“, kommentiert Philipp Kepplinger den Ursprung der Schwellköpp in dem MCV-Buch „Ewe kimmt de Zug“, das im Jahr 2001 anlässlich des 100. Mainzer Rosenmontagszugs erschien.
Die Herstellung eines Schwellkopps ist nicht einfach, denn als Hohlkörper sind bis zur Fertigstellung viele Schritte notwendig. Zum Glück haben einige der zur Herstellung notwendigen Grundformen den Krieg überlebt und wurden von den Nachkommen des Bildhauers Lipp an den MCV übergeben. Diese sind die Grundlage für 29 der 30 Schwellköpp, die der MCV besitzt und deren Herstellung heute etwa €7000,- bis €8000,- kosten würde. Aus den nur wenigen Grundformen entstanden ganz unterschiedliche Typen, Männer wie Frauen, die durch unterschiedliche Accessoires und Kleidung dann ganz verschieden aussehen.
Im Jahr 2007 versuchte sich der MCV wieder mit dem Bau eines Schwellkopps, der aber in Aufbau und Material völlig anders ist: der Rickes – so der Name des Schwellkopps - besteht aus Kunststoff, hat einen ausfahrbaren und drehbaren Kopf. In Ihn „schlüpft“ man auch nicht so eben rein wie in die Vorfahren, sondern er hat ein Rucksacksystem zum Tragen. Allerdings ist der ganze Aufbau sehr schwer zu tragen, weshalb der Rickes immer gefahren wird, er ist ja auch Komiteeter.. ;-)
Doch was wäre ein Schwellkopp ohne Träger - oder Träscher, wie es im Mainzer Dialekt heißt. Eine kleine Gruppe von 7 Trägern, die 1995 beim Deutschlandfest in Berlin im Schwellkopp unser Bundesland vertreten haben, kam 1998 auf die Idee, einen Schwellkoppträscherverein zu gründen, der dann im Jahr 2002 als Schwellkopp-Träscher-Club (SKTC) ins Vereinsregister eingetragen wurde. Seitdem laufen die SKTC`ler am Ende des Jugendmaskenzug mit ihrer Schwellkopparade mit und seit einigen Jahren dann auch als eigene Zugnummer beim Rosenmontagszug. Mit der immer mehr zunehmenden Erfahrung als Träscher bugsierten die SKTC´ler dann die Schwellköpp auch auf die teils engen Bühnen verschiedener Sitzungen - Krönung waren bisher die Auftritte in der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht“. Dies ist immer wieder eine logistische Herausforderung, denn so einen ca. 25kg schweren großen Kopf bekommt man nicht in den Kofferraum. Und so teuer wie sie sind muss man auch sehr vorsichtig mit ihnen umgehen.
Dem Engagement des Schwellkopp-Träscher-Club der letzten Jahre ist es zu verdanken, dass die Schwellköpp mehr Bekanntheit erlangten und nicht mehr nur am Rosenmontag zu sehen sind. Sie sind zu einem Markenzeichen der Mainzer Fastnacht geworden.
2017 gab es dann Nachwuchs: zu den 30 Schwellköpp kamen 12 Kinnerschwellköpp [Kinner sind im Mainzer Dialekt Kinder]. Diese wurden auf Initiative des SKTC von Mainzer Kindern unter Anleitung und Hilfe von Dieter Wenger an mehreren Wochenenden gebaut. Die Kinder haben „Ihre“ Schwellköpp 2018 am Jugendmaskenzug zum ersten Mal offiziell getragen (und dafür einen Sonderpreis der MVB erhalten). Sie werden in Zukunft ganz sicher ein fester Bestandteil der Mainzer Fastnacht werden.
Weitere Informationen finden Sie im Büchlein „Die Meenzer Schwellköpp“ welches im Januar 2018 neu aufgelegt wurde und über den MCV für €7,50 bezogen werden kann. Dort gibt es auch Schwellkopp-Pins vom "Goldisch Grott", dem "Lackaff" und dem "Schnorres" - und "Es Lisbetche" blinkt sogar.